Politik ist ein Dienst für die Menschen

Adrian Korbiel

Adrian Korbiel ist ein junger, in der Politik engagierter, Österreicher polnischer Herkunft. Er erzählt uns über seine Karriere als Politiker und erklärt, warum auch Polen am politischen Leben Österreichs aktiv teilnehmen sollten.

Womit beschäftigst du dich und wie bist du in die Politik gekommen?
- Ich wurde 1989 in Krakau geboren, aber seit meinem dritten Lebensjahr wohne ich in Österreich. Politik war in unserer Familie immer ein Thema. Mein Vater war in den 80ern Mitglied der Gewerkschaft Solidarnosc. Als ich sechzehn Jahre alt war hat er zu mir gesagt: „Du musst endlich anfangen zu handeln, anstatt nur zu diskutieren". Ich habe mir dann die Programme der österreichischen Parteien gelesen und mit dem Programm der ÖVP konnte ich mich am besten identifizieren. Ich schickte daraufhin die Beitrittserklärung ab. 2006 hat der Nationalratswahlkampf, in dem sich Wolfgang Schüssel der Wiederwahl stellte, stattgefunden - das war der erste Wahlkampf an dem ich mich beteiligt habe. Ich kann mich noch an die langen Tage und Nächte, die ich mit dem Verteilen von Flugblättern verbracht habe, erinnern. Ein Jahr später habe ich geholfen die Junge ÖVP Margareten wiederaufzubauen. Zwischen 2009 und 2011 war ich Bezirksgeschäftsführer der ÖVP Margareten und habe den Gemeinderats- und Bezirksvertretungswahlkampf im Bezirk koordiniert. Im Mai dieses Jahres hat mich der Vorstand der ÖVP Margareten als einen der Kandidaten für die Nationalratswahl nominiert. Das ist für mich ein Ausdruck des Vertrauens, das ich bei der Partei genieße. Sie glauben, dass ich etwas erreichen kann. Das ist eine große Ehre. Früher habe ich mich auch mit Studentenpolitik beschäftigt. Ich war unter anderem 1.Stv. Vorsitzender der Fakultätsvertretung Jus an der Universität Wien.Politik beginnt vor der eigenen Tür. Für mich ist es wichtig jedem zu helfen, der Hilfe braucht. Politik ist Dienst für die Menschen. Viele Politiker vergessen das leider. Ich engagiere mich in der Politik, weil ich etwas Gutes für die Gesellschaft leisten möchte.

Die Nationalratswahl rückt näher. Warum ist es deiner Meinung nach so wichtig an der Abstimmung teilzunehmen?
- Wenn wir etwas ändern wollen, sollten wir unsere Stimme für eine der kandidierenden Parteien abgeben. Ich glaube, dass jemand, der an der Wahl nicht teilgenommen hatte, kein Recht hat die politische Situation zu kritisieren. Jedes Land und Volk hat immer die Politiker, die es sich gewählt hat.

Wie wichtig ist die Nationalratswahl in Österreich?
Für Österreich ist die Nationalratswahl die wichtigste Wahl. Da wird der Kurs des Schiffes „Österreich" bestimmt.

Sicher empfiehlst du für die ÖVP zu stimmen. Warum?
- Wir möchten die Arbeit und das Leben der Unternehmer sowie der Arbeiter und Angestellten erleichtern. Wir wollen, dass das Finanzamt den Menschen nicht mehr so viel von ihrem hart erarbeiteten Geld wegnimmt. Die SPÖ will jedem in die Brieftasche schauen. Sie haben eine Vermögenssteuer vorgeschlagen. Viele von uns besitzen Immobilien, z. B. eine Eigentumswohnung, ein Haus oder ein Grundstück. Warum sollen wir dafür nochmal Steuer zahlen? Der Besitzer oder seine Vorfahren haben sie doch schon zahlen müssen. Außerdem wollen wir, dass nicht alle Kinder in den gleichen Schultyp gehen müssen. Jedes Kind ist einzigartig sind und hat unterschiedliche Bedürfnisse. Man muss diesen Bedürfnissen entgegenkommen.

Warum sollten sich auch Polen in der österreichischen Politik engagieren?
- Wir sind uns darüber einig, dass Österreich unser neues Zuhause geworden ist, weil wir hier leben und arbeiten. Jeder möchte sein Haus einrichten, pflegen und verbessern. Sich politisch zu engagieren bedeutet sich um dieses Haus zu kümmern. Wenn wir uns nicht darum kümmern, muss das jemand anders machen und dann könnte es sein, dass das Ergebnis nicht unseren Wünschen entsprechen wird. Im Leben muss man geben und nehmen. Meiner Meinung nach sollte sich jeder engagieren. Auch Abstimmen ist eine Art Engagement. Leider kenne ich wenige Menschen mit polnischer Abstammung, die sich in der österreichischen Politik engagieren. Im Vorstand der Jungen ÖVP Margareten gibt es jedoch zwei Personen polnischer Herkunft.

Die Polen in Österreich kämpfen seit Jahren um den Status einer nationalen Minderheit. Bis jetzt ohne Erfolg. Was sollen sie machen, um eine starke Lobby zu bilden und ihre Forderungen durchzusetzen?
- Man muss die Organisationen unterstützen, die bereits da sind. Es gibt viele Organisationen der Polen in Österreich. Diese sollten mehr in die Öffentlichkeit treten. Auf diese Weise können wir unsere Lobby verstärken. Das Bild der Polen hat sich in den letzten Jahren wesentlich verbessert. Es gibt viele gute Beispiele, die verbreitet werden sollten. Es gibt z. B. viele erfolgreiche polnische Unternehmer. Durch Veranstaltungen wie „Top Unternehmen Polen – Österreich" kann man polnische Erfolge und das, was wir in Österreich leisten, präsentieren.

Was würdest du denen raten, die nach Österreich kommen und hier blieben möchten?
- Das Wichtigste ist die Sprache. Wenn man die Sprache kann, stehen einem mehr Weiterentwicklungsmöglichkeiten offen. Ich glaube, dass die österreichische und polnische Mentalität sich sehr ähnlich sind. Ich halte Österreicher für sehr offene Menschen. Die Integration ist also nicht so schwer.

Wie würdest du dein Verhältnis zu Polen beschreiben?
- Sehr emotional. Ich beobachte die Ereignisse in Polen und in der polnischen Politik. Ich reise gerne nach Polen und verbringe dort immer Weihnachten, da ein großer Teil meiner Familie dort lebt. Ich sehe sowohl Österreich als auch Polen als meine Heimat an.

Manche machen sich darüber Gedanken, warum die ÖVP einige Sachen nicht schon jetzt ändern kann. Sie gehört doch zu der Regierungskoalition.
- Eine Koalition ist manchmal wie eine Ehe – man muss Kompromisse schließen können. Das erspart einen den Streit, aber keiner der Partner kann seine Versprechen hundertprozentig halten oder alle Ziele völlig erreichen. Als Junior-Partner hat man natürlich weniger zu sagen. Die SPÖ hat eine ganz andere Einstellung zu manchen Themen als die ÖVP, vor allem zu Steuern. Außerdem möchte ich noch hinzufügen, dass ein Staat wie ein Familienunternehmen ist. Wir müssen Behinderte und diejenigen, die alleine nicht zurechtkommen, unterstützen. Die Berufstätigen sollen sich ein normales Leben leisten können. Wenn jemand mehr arbeiten will, muss das sich für ihn lohnen. Das jetzige Steuersystem schaut wie folgt aus: je mehr man verdient, desto mehr Steuer muss man bezahlen. Das ist nicht optimal. Der Mensch ist von Natur aus ehrgeizig. Aber wenn er sieht, dass seine Arbeit sich nicht lohnt, wird er sie nicht mehr machen. Wir möchten also den Menschen Entwicklungsmöglichkeiten geben. Der Staat sollte nicht den Unternehmergeist und die Kreativität hemmen, sondern die Entwicklungsmöglichkeiten bieten.

In letzter Zeit war der „12-Stunden-Arbeitstag", den die ÖVP angeblich überlegt, in aller Munde. Wie genau sieht der Plan aus?
- Es ist nicht so, dass wir jemand zur zwölfstündigen Arbeit zwingen wollen. Der Mensch kann nicht jeden Tag so lange arbeiten. Aber wenn wir für eine gewisse Zeit viele Aufträge haben, soll es die Möglichkeit geben länger zu arbeiten, wenn dem der Betriebsrat zustimmt. Später würden wir dafür kürzer arbeiten. In der Folge wäre es möglich, früher in Pension zu gehen, wenn jemand viele Überstunden geleistet hat.

Was sind deine Ziele?
Ich möchte, dass Österreich für uns ein Land ist, in dem wir leben, arbeiten und uns entwickeln können. Ich lade alle ein gemeinsam dieses Land zu gestalten. Das ist wie in einem Familienunternehmen – wenn wir alle uns bemühen, wird es uns besser gehen.

Bartosz Niedźwiedzki, Polonika Nr. 214, September 2013

Polnische Version

Top
Na podstawie przepisów art. 13 ust. 1 i ust. 2 rozporządzenia Parlamentu Europejskiego i Rady (UE) 2016/679 z 27 kwietnia 2016 r. informujemy, iż Österreichisch-Polnischer Verein für Kulturfreunde „Galizien“, jest administratorem danych osobowych, które przetwarza na zasadach określonych w polityce prywatności. Strona korzysta z plików cookie w celu realizacji usług na zasadach określonych w tej polityce. Warunki przechowywania lub dostępu do cookie w można określić w ustawieniach przeglądarki internetowej z której Pan/Pani korzysta lub konfiguracji usług internetowej. More details…